Havarie auf dem Rhein
Einsatz: 2011-0010 | Veröffentlicht am
Am Donnerstag, 28.07.2011 wurde um 19.29 Uhr Alarm für die Einheiten aus Oberwesel, St.Goar, Biebernheim und Werlau unter dem Stichwort „Schiffshavarie“ im Bereich des „Tauberwerth“ vor Oberwesel alarmiert. Vor Ort stellte sich heraus, dass der Havarist während der Talfahrt, vermutlich wegen einer ausgefallenen Ruderanlage das „Tauberwerth“ vor Oberwesel gerammt hatte und flussabwärts in Richtung der Felsformation „Geisenrücken“ trieb. In Höhe von Rheinkilometer 552,1 setzte sich das Schiff mit seinem Heck auf einem Felsen auf und stellte sich quer zur Fahrrinne. Das Bug lag ebenfalls auf Grund. Bei dem Schiff handelte es sich um das 86m lange und 10,50 breite niederländische Gütermotorschiff „ALMA“ (Baujahr 2003), welches mit insgesamt rund 1900 Tonnen Industriekies beladen war. Nach Ersterkundung durch den Einsatzleiter an Bord, wurde massiver Wassereinbruch im Bug des Schiffes festgestellt. Eine weitere Wassereinbruchstelle war im hinteren Laderaumbereich auf der Backbordseite festzustellen. Dieser lief zügig mit Wasser voll, das „Gangbord“ auf der Steuerbordseite stand komplett unter Wasser und das Gütermotorschiff neigte zusehend nach Steuerbord. Am Bug waren im Bereich der Bodenstahlplatten, Lackabplatzungen und Prellmarken festzustellen, welche auf eine vorrangegangen heftige Kollision hinwiesen. Anwohner aus Oberwesel hatten diese auch so gegenüber den Einsatzkräften geschildert bzw. beschrieben. Auf Grund der Lage wurden die FF St.Goarshausen mit der Feuerwehrmehrzweckfähre RPL 9 und im weiteren Verlauf die FF Bingen mit der RPL 5 alarmiert. Außerdem waren 2 Schleppschiffe zur Sicherung des Havaristen eingesetzt. Im Bereich der Revierzentrale Oberwesel wurde am „Leinpfad“ eine Verladestelle für das Pumpenmaterial eingerichtet und mit den Booten aus Oberwesel und St.Goar angefahren. Auch wurde im Bereich des Ochsenturms ein Bereitstellungsraum für die Einsatzkräfte eingerichtet. Um ein weiteres sinken zu verhindern waren insgesamt 12 Tauchpumpen, mit einer Gesamtpumpleistung von 16000 Liter/pro Minute, eingesetzt. Eine weitere Reservekapazität von 4000 Liter/pro Minute stand bereit. Des Weiteren bildete die RPL 5 aus Bingen, die Rückfallebene bei einem evt. Pumpenausfall. Das THW aus Simmern und Bendorf leuchtete die Einsatzstelle in der Nacht aus, stellte die Stromversorgung sicher und stellte Pumpen zur Verfügung. Die Versorgung der Einsatzkräfte wurde durch den Malteser Hilfsdienst übernommen. Ab 21 Uhr konnten die alarmierten Einheiten, bis auf die Pumpen –und Aggregatwache, sukzessive abgezogen werden. Da der Einsatz auf jeden Fall noch am nächsten Tag fortbestehen würde, wurden seitens der FF Oberwesel und St.Goar Schichtpläne aufgestellt. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag wurden die Pumpmaßnahmen auf dem havarierten Schiff fortgesetzt und somit ein weiteres absinken des Schiffes verhindert. Seitens der Einsatzleitung wurde gemeinsam mit dem Wasser –und Schifffahrtsamt, der Wasserschutzpolizei, sowie dem Zuständigen „Havariekommisar“ das weitere Vorgehen in Bezug auf die Bergung geplant, organisiert und entsprechend abgesprochen. Diese sollte in den Vormittagsstunden des Freitags beginnen. Bedingt durch einen vermutlichen Kurzschluss im Maschinenraum, kam es im Heck der „ALMA“ zu einer starken Rauchentwicklung. Um 7:05 Uhr wurde Vollalarm für die Einheiten Oberwesel und St.Goar ausgelöst. Um 7:15 Uhr erfolgte die erste Nachalarmierung für Kräfte aus Werlau und Biebernheim mit weiteren Atemschutzgeräteträgern. Parallel wurde durch die Besatzungen der RPL 5 und RPL 9 eine erste Erkundung unter Atemschutz durchgeführt. Die alarmierten Atemschutzgeräteträger wurden durch die vor Ort eingesetzten Boote aus Oberwesel und St.Goar an Bord gebracht und löschten den Brand mittels Schaumangriff ab. Im weiteren Verlauf wurde die FF Bad Salzig mit weiteren Atemschutzgeräteträgern, das Löschboot RPL 1 der BF Koblenz, sowie die FF Simmern zur Unterstützung angefordert. Wegen der Lageänderung wurden KFI Wendling sowie der Pressesprecher der Technischen Einsatzleitung des Rhein-Hunsrück Kreises verständigt, welcher sich professionell um die Betreuung der Presse –und Medienvertreter vor Ort kümmerte. Hier war ein enormer Zulauf von Fernsehen, Rundfunk und Printmedien festzustellen. Die frühzeitige Einrichtung einer Pressestelle vor Ort, seitens der Einsatzleitung hatte sich hier bewährt. Diese hielt auch Kontakt zu den anderen eingebundenen Behörden und Organisationen. Auch VG-Bürgermeister Bungert und Landrat Fleck machten sich vor Ort ein Bild der Lage. Die Polizeiinspektion Boppard und die Bereitschaftspolizei Koblenz übernahmen die Sicherung der Einsatzstelle an der B9, da die Einsatzkräfte durch zahlreiche Schaulustige behindert wurden. Auch trafen zwei Schiffe des WSA St.Goar ein, um ein Ponton zu installieren und die Leichtermaßnahmen vorzubereiten. Ab 13:30 Uhr wurde mit den Leichtermaßnahmen am Schiff begonnen und die Boote aus St.Goarshausen und Bingen konnten vom Havaristen abgezogen werden, da nun mobile Stromerzeuger des THW auf dem Havaristen installiert worden waren und die Pumpen unabhängig von den Feuerwehrmehrzweckfähren mit Strom versorgt werden konnten. Im Laufe der Leichterung konnte das Schiff wieder in die Fahrrinne rutschen und die Pumpen versetzt werden, um weiteres Wasser aus dem Rumpf und dem Laderaum zu fördern. Die zum Eigenschutz angeforderten Kräfte des DRK sowie die Beleuchtungsgruppe des THW konnten gegen 16:30 Uhr die Einsatzstelle verlassen. Ab 17:20 begann die MS Alma mit der Talfahrt Richtung Loreleyhafen und die Bereitschaft am „Kammereck“/Bundesstrasse 9 konnte aufgelöst werden. Eine Pumpen –und Aggregatwache mit Kräften des THW, der FF Oberwesel, St. Goar und St. Goarshausen verblieben bei der Talfahrt an Bord. Während allen getätigten Einsatzmaßnahmen, sicherte immer mindestens ein Rettungsboot der Feuerwehr Oberwesel bzw. ein Mehrzweckboot der Feuerwehr St. Goar die Einsatzmaßnahmen der Kräfte an Bord ab, um für den Fall das eine Einsatzkraft bei einem evt. Sturz über Bord schnell gerettet werden kann, gerüstet zu sein. Ein weiteres Mehrzweckboot des Rhein-Hunsrück Kreises (MZB 2 St. Goar), stellte den schnellen Material –und Personaltransport sicher. Nach Ankunft im Loreleyhafen wurde der Havarist dort gesichert und alle weiteren Einsatzmaßnahmen an ein privates Bergungsunternehmen übergeben. Die Maßnahmen der akuten Gefahrenabwehr waren somit für die Einsatzkräfte beendet und das Material konnte zurückgebaut werden. Das neue Mehrzweckboot des Rhein-Hunsrück Kreises (Standort/Besatzung Feuerwehr St. Goar) begleiteten noch unterstützend die Arbeiten eines privaten Tauchunternehmens. Der Einsatz konnte gegen 22:00Uhr beendet werden. Am Samstag den 30.07.2011 fanden noch umfangreiche Säuberung –und Materialpflegearbeiten statt, um die Einsatzbereitschaft der eingesetzten Gerätschaften wieder herzustellen.